Aus der Schwäbischen Zeitung vom 2. Mai 2002:

Musikschule Ravensburg

Fliegender Händewechsel am Klavier

Ravensburg – »Divertimento par excellence« bot die Musikschule Ravensburg am letzten kalten und windigen Aprilsonntag. Es war sicher nicht der kalte Wind, der die Musikfreunde vormittags ins Pianohaus Boger und am Nachmittag in den Festsaal Weißenau trieb, es war die »Unterhaltung vom Besten«, die bei zwei Veranstaltung geboten wurde.

Von unserem Mitarbeiter Dieter Lohr

Vormittags spielten Klavierlehrer der Musikschule auf zwei Steinway-Flügeln des Pianohauses Boger – das sich wieder einmal als goldwert für solche Konzerte erwies – vielseitiges was es an vier-, sechs- und achthändiger Klavierliteratur gibt: Werke für vier Spieler an zwei Klavieren, für drei an einem Instrument, für zwei an zwei Klavieren, von Smetana bis Rachmaninow, von Benjamin Britten bis Astor Piazollo, von klassischer Strenge bis zur Folklore.

Dabei wechselten Reimar Jacob, Evelyne Kamp, Roland Klugger, Ildiko Kun und Laura Marinovici ständig ihre Positionen als Anführer und Begleiter und passten sich jedem Stil, Charakter und Schwierigkeitsgrad an. Gemeinsam war allen die unbändige Spiel-Freude die sich auf das hochmotivierte Publikum übertrug.

Nach fünf Lehrern am Vormittag kamen zehn Schüler am Nachmittag, nicht weniger motiviert und vielseitig: Celloschüler von Michael Grüner, verstärkt durch den Kontrabassisten Moritz Sieber, sanft und unmerklich aus dem Hintergrund geleitet von ihrem Lehrer, der auch mit launigen, nachdenklichen und lehrreichen Zwischentexten rund um das Cello das Programm erweiterte.

Bravissimo muß man der Gruppe Cellissimo zurufen für ihre Leistung. Diszipliniert und konzentriert ordnen sie sich in die Gruppe ein. Nur kurze Blickkontakte zum mitspielenden Lehrer genügen, Striche, Artikulation und Agogik sind bestens einstudiert, wirken locker und leicht, ohne Drill und Verbissenheit.

Dazu trug auch die Programmauswahl bei, durchweg Bearbeitungen berühmter Stücke großer Meister. Häufig für Solo und Begleitung, häufig schweigerisch, romantisch, gefühlvoll, dem Cello auf den Leib geschrieben. Zweimal durften sich Hanno Riehmann und Simon Schmidt vom Celloensemble begleiten lassen, in Werken von Padre Martini und Boccherini, von Tschaikowsky und beim berühmten »Schwan« aus dem Karneval der Tiere. Manuel Müller spielte ein Solo vom Cello-Papst David Popper, Tilman Zibold eine Mandolinensonate von Beethoven und Jakob Zipprich eine Volksliedbearbeitung von Pablo Casals. Die Vielseitigkeit des Ensemblespiels wurde in der Pizzicato-Polka von Johann Strauß und der Träumerei von Schumann unter Beweis gestellt. Während auf der Bühne vier Schülerinnen acht männlichen Spielern gegenüberstanden, war es beim abschließenden Gesang mit dem Publikum – es durfte »Strangers in the night« mitsingen – umgekehrt: Die Sopranstimmen waren deutlich in der Überzahl.

Letzte Änderung: Lars Trebing, 11. 10. 2005 – Impressum und rechtliche Hinweise.